Dezember 1980


An einem schmutzigen Winterabend begannen Zeit und Welt Gestalt anzunehmen.

Der Boden war hart und grau, und darüber lag der Smog. Der Himmel war hell, denn die Wolken strahlten rötlich, beleuchtet von den Lampen der Stadt. In den Straßen herrschte das eigentümliche Licht der Großstadtnacht, in der die zahllosen Laternen schwache Schatten werfen und sich die Nacht in den dunklen Winkeln und über den Hausdächern ausbreitet und hierhin und dorthin tastet in der Hoffnung, trotz der vielen Lichter so etwas wie Dunkelheit und nächtliche Gefühle zu erzwingen. Ob es acht Uhr war oder zehn oder zwölf - das machte keinen Unterschied. Ich stand auf dem Bürgersteig, und meine Kindheit endete. Vielleicht nicht auf einen Schlag, ohne theatralische Geste, die ihr den Garaus machte. Vielleicht tat sie auch nur ihren letzten Seufzer in diesen Stunden.

Ich kam durch einen Schlauch, einen schmalen Gang, begrenzt von Bauzäunen. Ich wußte nicht, was dort gebaut wurde, ich wußte jedoch, daß dieser Weg gefährlich war, denn viele Leute benutzten ihn und drängten sich voran, und die meisten rannten und riefen Warnungen, die mir nichts sagten. Hinter mir lag eine Brücke über den Landwehrkanal, vor mir erweiterte sich der schmale Weg zu einer kleinen Straße und führte unter einem Hochhaus hindurch. Und als ich das Gebäude hinter mir ließ, erreichte ich einen Platz, einen großen Kreisverkehr, durchschnitten von der Hochbahn, deren Bahnhof in der Mitte des Platzes lag. Die Hälfte des Platzes war von Hochhäusern umkrallt. Das war das Kottbusser Tor. Hier war ich irgendwann schon einmal gewesen. Nun stand ich also an der Einmündung dieser bedeutungslosen Straße in den Kreisverkehr, und etwas weiter war eines dieser Hochhäuser. Im Erdgeschoß befand sich eine Bankfiliale, und keine einzige Schaufensterscheibe dort war mehr heil. Splitter, Reste, Ruinen gewaltiger Glaswände ragten empor; ihre vernichteten Überreste lagen auf dem Boden verstreut, zertreten, zermalmt. Die Leuchtreklame darüber verhöhnte grellgelb die sterblichen Überreste des Glases. Die geborstenen Glaswände waren mir wirkliche Wände, die Splitter Trümmerfelder, die Löcher waren wie Krater. Es dauerte eine Weile, bis ich aufgenommen hatte, was ringsum geschah. Überall standen Gruppen von Menschen, alle schienen genausgpassiv zu sein wie ich, beobachtend, neugierig. Vor der Bank, auf dem Gehsteig, stand ein Streifenwagen, ein VW-Bus, ohne seine Besatzung. Einige Menschen liefen herbei, und plötzlich schwankte der Wagen hin und her wie im Sturm und landete knirschend auf der Fahrerseite. Unter lautem Gejohle der Schaulustigen rannten Leute davon, hierhin und dorthin. Von irgendwoher kam die Besatzung des VW-Busses gelaufen, einer der Beamten fuchtelte mit einer Pistole herum. Die Menschen an den Straßenecken gerieten in Bewegung, manche rannten weg, andere näherten sich dem Geschehen. In das weiße und gelbe Licht von Leuchtreklamen, Fenstern und Laternen mischte sich nervses Blaulicht. Unruhe begann, und der Lärm der Martinshrner lag schrill und fordernd in der Luft. Ich war nicht mutig, und ich wußte nicht, was geschah. Ich war nur noch ein Schwamm; in den folgenden Stunden tat ich nichts geplant, sondern ließ mich treiben, nahm auf, sehend, hrend, riechend. Die Sirenen wurden lauter, sie kamen von überall her und wollten überall hin. Blaulicht und weiße Helme färbten die Nacht, tauchten aus dem Dunkel auf und verschwanden wieder in den Schatten, um an einer anderen Ecke erneut zu erscheinen. Wie viele es waren, hätte ich nicht schätzen können. Und die Nacht war plötzlich erfüllt von anderen Geräuschen, von Geräuschen, die ich noch nicht gehört hatte, die ich aber dennoch wiedererkannte, denn ich hatte ihren Widerhall schon früher zwischen den Zeilen der Presseberichte bemerkt. Ein flaches, kurzes Knacken beim Zersplittern der Scheiben unter der Wucht der Steine; ein Knacken, das überhaupt nicht zur Vorstellung von berstenden Scheiben zu passen schien, jedenfalls viel weniger als das helle Klirren der Bruchstücke, die zu Boden fielen. Ein Scheppern und Krachen von Mülleimern und Müllcontainern, von Blumenkübeln aus Beton, von Straßenschildern, Verschalungsbrettern, Baustellenabsperrungen, Gehwegplatten, Tonnen, Stahlrohren, Blechkanistern, Mauersteinen, die auf die Straße geworfen wurden. Ein spitzes Klacken von Pflastersteinen, die gegeneinander geschlagen wurden, ein undefinierbares Geschrei, wenn die Menschen in Bewegung gerieten, ob es nun vor oder zurück ging. Ein Aufheulen von Motoren, wenn die Mannschaftswagen der Polizei sich näherten, und die wütenden und anfeuernden Rufe der Polizisten, wenn sie aus den Wannen gestürmt kamen. Und im Hintergrund ständig das Martinshorn, nervös und dünn, dazwischen ab und zu der weniger hohe und schrille Ton der Feuerwehr.

Zwischen all dem bewegte ich mich, ohne es zu verstehen. Es war ein fremdes Land in einer fremden Zeit; Menschen in Lederjacken, mit dunklen Tüchern über Mund und Nase, mit Steinen in den Händen, hektisch und euphorisch, und dazwischen andere, gewöhnlicher aussehend, die voller Panik Schutz suchten vor den umherschwirrenden Pflastersteinen und den Knüppeln der Polizisten, die wahllos zuschlugen. Straßen wurden verbarrikadiert, der sowieso schon geringe Straßenverkehr verschwand vollends. Der Asphalt wurde von den Menschen erobert, für eine kurze Zeit, bis wieder die Kolonnen mit dem Blaulicht nahten. Manchmal kurvten sie um Hindernisse herum, funkensprü-hend, wenn ein umgeworfenes Verkehrsschild sich an der Stoßstange verhakte, manchmal stoppten sie plötzlich, und die Polizisten sprangen heraus, auf ihre Schilde trommelnd, und alle außer einigen wenigen flohen. Und diese wenigen waren die seltsamsten von allen, sie blieben stehen und warfen ihre Steine, bevor sie die Flucht ergriffen, und manchmal hielten sie ihre Position. An anderen Stellen hielten die Fahrzeuge nicht an, denn die Steine prasselten gegen ihre Blechwände und scheuchten sie davon. Die Wagen hatten Gitter an den Frontscheiben, doch die Seitenfenster waren ungeschützt. Viele waren zerstört, bei einigen war das Blaulicht hin, und statt seiner kreiste eine nackte weiße Lampe auf dem Dach.

Ich sah dies alles, ich stand auf einem Platz, zwischen den Fronten, ohne zu denken. Mir gefiel irgend etwas an all dem. Ich war gekommen, als ich gehört hatte, daß etwas im Gange war. Meine erste große Liebe, Petra, war es gewesen, die angerufen hatte, um mir zu sagen, daß ein besetztes Haus geräumt werde. Zufällig wußte sie es, zufällig wohnte sie ganz in der Nähe. Ich wußte nicht einmal so recht, ab ich gekommen war, weil etwas passierte, oder weil ich hoffte, sie dort vielleicht zu treffen. Diese Frau, die wie alle Menschen, die mir etwas bedeuteten, älter war als ich. Auch sie; ich hatte lange gebraucht, mir einzugestehen, daß ich verliebt war. Und ich hielt mich doch für sehr reif und schlau, und nun scheiterte ich an denselben Stellen, an denen auch die anderen in meinem Alter scheiterten. Dieses Verliebtsein war ein Scheitern, darum mußte ich es verbergen, vor allen, denn es zeigte mich schwach und hilflos. Das wußten alle, denn ich war ein schlechter Lügner, und dies zu erfahren beschämte mich später doppelt. Das mußte wohl das sein, was Pubertät genannt wurde. Aber wenigstens eines hatte sie bewirkt, diese erste große Liebe: Kaum hatte sie angerufen, hatte ich mich auf den Weg gemacht. Nein, nicht wegen ihr. Ich war doch zwei Monate vorher schon auf einer Demo gewesen, hier in diesem fremden Kreuzberg 36. Sie war gegen etwas, von dem ich nicht sehr viel wußte, aber die Instandbesetzer waren jedenfalls in Ordnung. Und ein paar Monate davor war eine andere Demo, es ging um den Wahlkampf, um die Gefahr namens Strauß in Bonn, Freiheit und Democracy; und da war einer gewesen, der hieß Olaf Ritzmann, der war in Hamburg kurz zuvor von den Knüppeln der Staatsmacht vor die S-Bahn getrieben und getötet worden, auch dort bei einer Anti-Strauß-Demo, und nun warteten in Berlin alle auf den Krawall vor dem prunkvollen neuen ICC. Ich wartete nicht darauf, damals, denn es war mir allzu fremd, aber als es geschah, fand ich es fürchterlich. Warum warfen da welche mit Steinen? Ich wollte damit nichts zu tun haben. Es war zu fern von mir. Warum Gewalt? Etwas ändern, o ja, gewiß.

Damals wollten wir politisch arbeiten, an der Schule, und wir lasen sogar einmal Engels. Die Idee, selbst aktiv einzugreifen in die Geschehnisse, hatte für mich eine andere Bedeutung; es galt, andere zu beklatschen, zu studieren, zu unterstützen. Es gab Befreiung, nämlich die Befreiung anderer, die erreicht werden mußte. Und es gab das eigene Ich, weit entfernt davon, und es gab eine Wirklichkeit, die irgendwo dazwischen lag und die nicht paßte. Wenn sich etwas ändern mußte, dann konnte auch das eigene Leben so nicht richtig sein. Aber wo war die Verbindung zwischen den eigenen Nöten und Unfähigkeiten und dem großen Problem, das irgendwo jenseits des Horizontes wartete? Zu jener Zeit gab es so viele Fragen, und die Antworten schienen sich stets auf andere Fragen zu beziehen. Vielleicht ging es allen so in diesem Alter. Ich mochte diesen Gedanken nicht.

Wir sprachen über den Ursprung von Privateigentum, Familie und Staat, und ich grübelte darüber, wie man sich mit dieser Liebe und dem Verliebtsein richtig anstellte. Wir waren engagiert gegen F. J. Strauß, und ich versuchte, meine Gedanken, Schwierigkeiten und Hemmungen zu erfassen, die sich ständig meinem Griff entwanden. Wir erwähnten die Notwendigkeit der Revolution, während ich mich fragte, wo die Verbindung zwischen Gehirn und Gefühl gekappt worden war.

Wir sprachen über Gewalt. Ich war sehr gegen die Gewalt, obwohl ich doch eigentlich für die Revolution war. Warum? Wir wollten doch alle den Frieden. Ich dachte an die hinterhältige Gewissensfrage westdeutscher Prüfungskommissionen für Kriegsdienstverweigerer. Der vertierte Iwan will deine Freundin vergewaltigen, du bist bewaffnet - was tust du? Schießt du auf ihn? Ich wußte es nicht, ich sagte mir, ja, wahrscheinlich täte ich es, aber dann, was dann? Ich würde dem Irrsinn verfallen. Es war doch normal, sich zu wehren. Es war nicht fair, solche Fragen zu stellen. Sie zogen dem moralischen Gerüst der Gewaltlosigkeit den Boden weg, indem sie bei aller Primitivität in der Form deutlich sagen: Es gibt eine Grenze, und du kannst dich auf beiden Seiten bewegen. Wenn du glaubst, der Gewalt abschwören zu können, verbannst du sie höchstens in tiefste Tiefen. Du kannst höchstens Opfer sein, die Gewalt erdulden, doch du kannst sie nicht beseitigen. Ja, dachte ich, ich würde das Gewehr nehmen und schießen, und dann würde mein Geist im Wahnsinn enden bei dem Versuch, dem Teufelskreis zu entkommen, der dafür sorgte, daß Gewalt immer neue Gewalt erzeugte. So sagte ich, so dachte ich. Und ich vermied den Gedanken, wie ich mir das eigentlich alles bildlich vorstellte, mit dem Ändern.

Aber ändern mußte es sich doch, zum Teufel. Wofür all das Elend der Generationen, über Jahrhunderte? Nur gelesen, von mir gelesen, und kaum erlebt, denn ich war ja im wohlbehüteten akademischen Elternhaus aufgewachsen, hatte viele Bücher gelesen, mir viele Gedanken gemacht und die Unzufriedenheit über den Lauf der Welt schon mit der Muttermilch eingesogen. Aber wer war schon zufrieden mit dem Lauf der Welt? Und sprangen darum etwa alle auf, voller Wut und Erregung und Optimismus, und begannen, Engels zu lesen? Oder gar Steine zu werfen? Es war wegen des Widersprechens, und es war wegen der Ungerechtigkeit, die nicht hinzunehmen war. Deshalb mußte sich etwas ändern. Weil niemand Ungerechtigkeit dulden durfte, niemand auf der ganzen Welt, wenn es galt, ein Mensch zu bleiben.

Ich stand auf diesem Platz, es war der Oranienplatz, zwischen den Fronten. Vor mir, wo er sich verengte zur Straße zwischen vierstöckigen Altbauten mit bröckelnden Fassaden, war die Straße versperrt mit Blumenkübeln und Mülltonnen. Viele Menschen standen dort, die meisten maskiert mit Tüchern, und die Mannschaftswagen kamen über den Platz heran. Ich stand genau dazwischen. Die Steine pfiffen mir um die Ohren, als die Wagen angebraust kamen und vor der Barrikade kapitulierten. Die Steine klackerten gegen die Wände der Fahrzeuge und auf den Asphalt. Eine Seitenscheibe splitterte, und die Kolonne umrundete mich und machte sich davon, zurück, wie sie gekommen war. Der letzte Wagen kriegte die Kurve nicht ganz und knallte gegen einen Laternenmast. Die Menschen ringsum lachten und applaudierten. Und ich freute mich eigentlich auch ein bißchen, ohne genau zu wissen, warum. Vielleicht einfach nur, weil da auch mal andere Probleme hatten, nicht immer nur ich selbst. Nein, ich wußte überhaupt nicht, woher diese kleine Freude kam. Ich war ja schließlich gegen Gewalt. Es war, als ob das alles anderswo geschah, weiter entfernt, wo man alles nicht ganz so genau nehmen mußte. Ein fremdes Land, da konntest du dich freuen, solidarisch sozusagen, auch wenn dort die eigenen moralischen Ansprüche nicht verwirklicht waren. Das hatte mit dem eigenen Leben nichts zu tun. Immerhin, diese Leute dort mit den Tüchern vor dem Gesicht standen für etwas Gutes, für etwas Besseres jedenfalls als die anderen, die mit dem Blaulicht und dem Tränengas. Die fuhren dort im Auftrag von einer Art Gegnern.

In dieser Nacht hielt ein wachsamer Schutzengel seine Hand über mich. Kein Stein erwischte mich, die Staatsgewalt irgnorierte mich, kein Knüppel traf mich. Ich bewegte mich wie ein Geist durch die Straßen, unverletzbar, dem irdischen Geschehen entrückt. Es war im Grunde eine kurze Nacht in einem kleinen Gebiet, der Schaden hielt sich in Grenzen, relativ wenige Menschen waren auf beiden Seiten beteiligt, wenn es auch viele Verletzte, Festnahmen und vor allem ungewöhnlich viele Haftbefehle gab. Aber die Scheiben der Bank waren auch in mir eingeworfen worden und zusammengebrochen, und einiges begann sich nun zu klären. Spiegelbilder verschwanden, und der Blick auf andere Dinge wurde frei. Im Geiste stand ich immer noch vor der Scheibe, vor ihren kläglichen Resten, vor den starrenden, scharfen Kanten, die schief aus den Fensterrahmen hervorstachen, und wagte nicht, hindurchzusteigen. Ich hätte mich ja schneiden können, und was lag dahinter? Ich wartete noch auf die Glaser. Doch bevor die kommen konnten, ging es weiter.

Die Nacht war ein erster Rausch, obwohl ich mir darüber nicht im klaren war. Auf den Rausch sollte eigentlich der Kater folgen, und die Probe, ob damit alles vorbei war. Drei Tage später war ich auf dem Ku-Damm, diesmal weniger zufällig. Doch noch immer war es eher Neugierde und nicht eigene Anteilnahme, die mich hierherzog. Ich war fasziniert von dieser seltsamen Idee, nicht lange herumzureden und Bücher zu lesen und sich in Selbstzweifeln zu zerfleischen, sondern einfach loszugehen und etwas zu tun. Und mehr noch: nicht nur etwas für andere zu tun, sondern für sich selbst, und damit gleichzeitig auch für andere. Und noch mehr: Für sich selbst etwas zu tun, aber nicht nur zu Hause, nicht hinter oder vor der eigenen Türe, sondern anderswo - dort, wo es etwas zu fordern gab, wo diejenigen, von denen gefordert wurde, ihre bedrohliche Visitenkarte in Beton und Leuchtreklame gegossen hatten. Und in Schaufenster! Das war der Ku-Damm: Das Schaufenster der Macht, ihre Auslage, ihre Preisschilder, ihre Schminke, ihr Schmuck; hier leuchtete das »Tilt« in den Schlagzeilen, wenn gerüttelt wurde. Und dorthin gingen sie einfach, die Instandbesetzer. Gingen einfach zum Ku-Damm. Vielleicht waren es zweitausend Menschen dort, vielleicht auch ebensoviel Polizei, viel mehr davon als vor drei Tagen auf jeden Fall. Diesmal wollten sie nichts zulassen, nachdem sie zwei Abende zuvor am selben Ort Scherben nicht hatten verhindern können. Aus nichtigem Anlaß wollte mich ein Ziviler mitten im Demo-Geschehen greifen, doch Maskierte drängten uns auseinander, und ich war fort. Von selbst war mir nicht der Gedanke gekommen zu flüchten, ich hatte schon meinen Ausweis in der Hand. »Los, verpiß dich«, sagte einer, der sich vor den Polizisten gestellt hatte, und ich begriff es so langsam. Ein andermal wurden Hunderte eingekesselt, und zwischen zwei Plexiglasschilden wurde ich hinausgelotst, komm, Junge, geh nach Hause. Hier war das, was ich in der Kreuzberger Nacht nicht erlebt hatte: Angst, Panik, Flucht. Der Schutzengel war immer noch mit von der Partie. Die Schaufenster und Vitrinen krachten, der Kessel öffnete sich wieder, die Menschen strömten davon, zurück nach Osten, fort aus der Innenstadt. Der Ku-Damm war von ihnen befreit, die Fassaden standen noch. In der Bülowstraße und die Potsdamer hinunter zum Kleistpark fand die Nacht ihren Ausklang, mit kaputten Scheiben, umgestürzten Bauwagen, hinterherrasenden Mannschaftswagen, einer letzten Menschenjagd in dunklen Ecken. Ich sah es bis zum Ende, das war der Kater, aber es blieb kein bitterer Geschmack. Es blieb das Bedürfnis nach mehr.

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